Reise durch die Jahreszeiten im Rebberg

Die Pflege von Rebbergen ist in der Schweiz sehr aufwendig und erfordert meist viel Handarbeit. Das Wetter hat einen grossen Einfluss auf das Rebjahr und ist entscheidend für die Qualität des Weins. Nachfolgend die wichtigsten Tätigkeiten, die für Winzerinnen und Winzer Monat für Monat anfallen.

Januar – Der Winterschnitt steht an
Im Januar ruhen die Reben im Rebberg. In dieser Zeit fokussieren sich die Winzerinnen und Winzer insbesondere auf den Ausbau des neuen Jahrgangs im Weinkeller. Allmählich beginnen sie zudem mit dem Schneiden der Reben. Alte und kranke Reben werden ersetzt, um Platz für neues Wachstum zu schaffen. Diese Arbeit kann bereits im frühen Winter begonnen werden und muss spätestens bis zum Austrieb der Knospen beendet sein. Der Rebschnitt ist entscheidend für die spätere Ernte, da er die Anzahl und Qualität der Trauben beeinflusst.

Februar – Reparaturarbeiten müssen erledigt werden
Im Februar setzen die Winzerinnen und Winzer den Rebschnitt fort. Die Reben sind Kletterpflanzen: Werden sie nicht geschnitten, wuchern sie. Die Anzahl Trauben nimmt folglich zu, was dazu führt, dass die Qualität markant abnimmt. Auch das Überprüfen und Reparieren von Frostschäden an Rebstöcken und Infrastruktur ist jetzt wichtig. Sie inspizieren die Drähte und Pfähle der Rankhilfen, um sicherzustellen, dass sie stabil und bereit für die kommende Vegetationsperiode sind.

März – Die Rebe erwacht aus dem Winterschlaf
Der März markiert den Übergang vom Winter zum Frühling. Der Rebschnitt wird abgeschlossen, und die ersten Knospen brechen auf. Bei warmen Temperaturen tritt an den Schnittstellen Saft heraus – man sagt dem auch «die Rebe weint». Ein deutliches Zeichen dafür, dass die Rebe aus ihrem Winterschlaf erwacht. Winzerinnen und Winzer binden die Reben an Drähte und Spaliere, um das Wachstum zu lenken. Je nach Bedarf lockern und düngen sie den Boden, um optimale Wachstumsbedingungen zu schaffen.

April – Das schnelle Wachstum beginnt
Im April beginnt das schnelle Wachstum der Reben. Wenn es warm ist, geschieht der Austrieb fast explosionsartig. Kaltes Wetter kann aber auch nach Frostschutzmassnahmen im Weinberg verlangen. Die Winzerinnen und Winzer konzentrieren sich auf das Anbinden der neuen Triebe, um sie zu stützen. Unkrautbekämpfung ist jetzt wichtig, um Konkurrenz um Nährstoffe und Wasser zu vermeiden. Insekten- und Krankheitsüberwachung beginnen, da die wärmeren Temperaturen Schädlingsbefall begünstigen können.

Mai – Die Laubarbeit steht im Zentrum
Im Mai entwickeln sich die Reben rasch – ein Trieb kann bis zehn Zentimeter pro Tag zulegen! Die Winzerinnen und Winzer müssen intensiv entblättern und überschüssige Triebe entfernen, um eine gute Durchlüftung und Sonneneinstrahlung zu gewährleisten. Dies fördert die Gesundheit der Reben und die Qualität der Trauben. Bei nassem Wetter sind jetzt Pflanzenschutzmassnahmen gegen Pilzkrankheiten wie Mehltau besonders wichtig, um die Ernte zu sichern.

Juni – Triebe und Blätter werden entfern
Im Juni ist die Blüte abgeschlossen und die Fruchtansätze sind sichtbar. Winzerinnen und Winzer entfernen weiterhin überflüssige Triebe und Blätter, um die Traubenbelastung zu regulieren und eine gute Belüftung zu gewährleisten. Mit Fingerspitzengefühl befestigen sie die jungen Triebe an den Drähten, um eine Laubwand zu formieren. Die Bodenpflege und Bewässerung sind entscheidend, um die Reben mit ausreichend Nährstoffen und Wasser zu versorgen.

Juli – Bei Hitze braucht es Bewässerung
An heissen Sommertagen reduziert die starke Sonne das Wasserangebot. Gewitter bringen zwar etwas Feuchtigkeit, können aber auch schädlichen Hagel mit sich bringen. Deshalb sollte die Bewässerung, am besten mit Tropfbewässerung, genau an den Bedarf angepasst werden. Bewässerung ist hauptsächlich für sehr trockene Gebiete, Pflanzen mit wenig Boden oder junge Pflanzen nötig. Wenn die Triebe den oberen Draht erreichen, schneiden die Winzerinnen und Winzer die Spitzen ab, um das Wachstum zu stoppen. So wachsen wertvolle Seitentriebe schneller.

August – Überzählige Trauben müssen weg
Im August beginnen die Trauben zu reifen: Die Beeren sind voll, werden weich und bekommen Farbe. Der Zuckergehalt nimmt zu, die Säure ab. Die Winzerinnen und Winzer reduzieren die Bewässerung, um die Aromabildung zu fördern. Sie führen die letzten Laubarbeiten durch, um die Sonneneinstrahlung zu maximieren. Ausserdem schneiden sie bei der sogenannten Grünlese überzählige Trauben heraus, um die Qualität der Ernte zu verbessern. Schädlingsbekämpfung bleibt wichtig, da reifende Trauben anfällig für Vogelfrass und Insektenbefall sind.

September – Die ersten Sorten werden geerntet
Die Traubenreife wird mit regelmässigen Kontrollen überwacht. Es werden Vorbereitungen für die Ernte – der Höhepunkt des Weinjahres – getroffen. Der genaue Zeitpunkt der Weinlese hängt von vielen Faktoren wie dem Wetter, der Lage des Weinberges und der Rebsorten ab. Die Winzerinnen und Erntehelfer sind im Einsatz, um die Trauben sorgfältig zu pflücken und zu verarbeiten. Die Lese erfolgt oft früh am Morgen, um die Frische der Trauben zu bewahren. Nach der Ernte beginnt sofort die Verarbeitung der Trauben, um die Qualität des Weins zu gewährleisten.

Oktober – Es herrscht Hochbetrieb im Keller
Im Oktober ist die Lese in vielen Regionen abgeschlossen. Die Winzerinnen und Winzer beginnen mit der Nachbereitung der Reben und dem Abbau der Rankhilfen. Die Weinbereitung geht weiter: Trauben werden gepresst und der Most fermentiert. Der junge Wein wird überwacht und regelmässig probiert. Im Rebberg kehrt Ruhe ein. Die Säfte der Reben ziehen sich langsam in den Stock und in die Wurzeln zurück, von wo im nächsten Frühling neues Leben erwacht.

November – Der Rebberg wird winterfest gemacht
Im November konzentrieren sich die Winzerinnen und Winzer auf die Pflege der Weinberge nach der Ernte. Rebstöcke werden auf Winterfestigkeit überprüft und vorbereitet. Der Boden wird aufgelockert und mit Nährstoffen angereichert, um die Reben für die nächste Saison zu stärken. In der Kellerei wird der junge Wein weiterhin überwacht und eventuell in Fässer umgefüllt. Reparaturen an der Weinberg-Infrastruktur werden vorgenommen, um alles für den Winter zu sichern.

Dezember – Es kehrt Ruhe ein
Der Dezember ist meist der ruhigste Monat im Rebberg, bei dem auf das vergangene Jahr zurückgeblickt wird und die Vorbereitungen für das kommende Jahr beginnen. Während sich die Reben in Winterruhe befinden, nutzen Winzerinnen und Winzer die Zeit für Planungen und Wartungsarbeiten. Sie reparieren Maschinen und Geräte, reinigen den Keller und bereiten ihn für die nächste Saison vor. Sie analysieren die Ergebnisse des vergangenen Jahres und planen Pflanzenschutz- und Düngemassnahmen für das kommende Jahr.