Chasselas – Star in der Schweiz

Die Waadtländer Rebberge und der Chasselas sind untrennbar miteinander verbunden. Im Kanton Waadt und weiteren Gebieten der Romandie finden sich die Hauptanbaugebiete des Chasselas. Hier werden die Weine aber nicht als Chasselas bezeichnet, sondern tragen die Namen der Gemeinden: St.-Saphorin, La Côte, Féchy, Mont-sur-Rolle und viele mehr. Eine Ausnahme ist der Fendant, der ausschliesslich im Wallis produziert wird und nur dort so genannt werden darf. Ausserhalb der Schweiz wird die Traubensorte – dort auch als «Gutedel» bezeichnet – kaum vermarktet.
Anfang der 1980er-Jahre ertranken das Wallis und die Waadt aufgrund der Überproduktion förmlich im Chasselas. Heute wird zwar immer noch viel Chasselas produziert, aber einer mit viel Profil und Klasse. Gerade die Schweizer Chasselas erlangten Ruhm und sind für den hiesigen Weinanbau von grosser Bedeutung. Die Popularität des Chasselas ist in der Romandie ungebrochen. Während man dort und im Wallis die Sorte liebt, begegnen ihr die Deutschschweizer eher skeptisch und bezeichnen den Chasselas nicht selten als reinen Fonduewein.
Fruchtige Weine mit vielfältigen Aromen
Die Ur-Wurzel des Chasselas liegt im Nahen Osten oder in Ägypten. Oder doch nicht? Manche Fachkreise behaupten, die Traube stamme aus dem Ort Chasselas im französischen Mâconnais. Glaubt man Schweizer Fachleuten, wurde die Chasselas-Rebe aber zuerst in der Schweiz kultiviert. Denn dort ist in klösterlichen Urkunden der Name «Fendant» bereits vor dem 16. Jahrhundert belegt. So oder so: Das Klima der Schweiz bringt ein breites Spektrum an fruchtigen Chasselas-Weinen mit vielfältigen Aromen hervor. Anhand des Chasselas zeigt sich, wie sich unterschiedliche Böden auf den Geschmack eines Weines auswirken. So sind ein St.-Saphorin und ein Fendant zwei völlig ungleiche Weine: Die Walliser Weine aus Chasselas fallen kräftiger aus, dagegen brillieren die Waadtländer mit einer blumigen Note.
Die Philosophie «Masse statt Klasse» führte in der Romandie in den 1980er-Jahren zu ungeahnten, logistischen Problemen: Sogar in öffentlichen Schwimmbädern musste übrig gebliebener, unverkäuflicher Chasselas gelagert werden.